Am Samstag, 28. Januar 2023 im Goethe Institut













Am Samstag, 28. Januar 2023 im Goethe Institut
Dort sitzt sie, verlassen.
Man geht an ihr vorüber
Schenkt ihr keine Aufmerksamkeit.
Man hat sie angelogen,
Hintergangen und ausgenutzt.
Nun kämpft sie um jeden Tag.
Das Heimchen zirpt,
Leise aber nicht heimlich,
Dennoch für sich.
Menschen gehen vorüber
Mit stiergeradem Blick.
Autos donnern vorbei
Gefährlich und rücksichtslos.
Doch das Heimchen zirpt,
Unbeirrt und leise,
Sein Lied von der Stadt –
Nicht heimlich, dennoch für sich.
Jana Würriehausen
(17 Jahre)
Du bist frei, Du bist frei!
Verspürst du einmal Hungersnot,
wirst dieses Gefühl nimmer los.
Neid und Kraft bringen dich zum Brot.
Sie machen dich groß,
Du wirst allein verweilen,
da du nicht willst teilen.
Er ergreift dich –
Unser Strand – Kilometer lang
War zu Kindes Zeiten,
ein Paradies.
WO sind sie geblieben?
Der Pelikan mit seinem mächtigen Schnabel.
Der Flamingo im weiß-rosa Federkleid.
Möwen in großer Verschiedenheit.
WO sind sie geblieben?
Die Stadt im bunten Lichterglanz
das Leben dreht im Kreise
des Menschen Werk gleicht einem Tanz
stets nach derselben Weise
und wenn die Sonne untergeht
der Tag versinkt ganz sacht
wird neues Leben aufgedreht
bis weit nach Mitternacht
Einst stand er oben
auf dem höchsten Punkt des Turmes,
auf den er seine Lebenswirklichkeit gebaut.
Das Land erstreckte sich im Umkreis
von Ackerbau und Festlichkeit und heimischer Geborgenheit
und volles Glücksgefühl erfüllte stolz sein Herz.
Seit Urzeiten kreist der Planet auf seiner Bahn. Er dreht sich dabei um sich selbst und gewährleistet so die Entstehung von Leben, die Entwicklung von Organismen sowie die Lebensstadien Befruchten, Keimen, Wachsen, Reifen und Vergehen, immer angewiesen auf das Vorkommen von Nahrungsquellen, auf den Ausgleich von Jagen und Gejagtwerden, von Leben und Tod. Die Oberfläche steht unter Wasser oder ist bedeckt von Wäldern, Steppen und kultivierten Flächen, von Sand- und Eiswüsten. Sonneneinstrahlung und Dunkelheit lösen einander im regelmäßigen Wechsel ab. Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere und Menschen erleben ihren artgerechten Lebensrhythmus, unterbrochen von Einzelkonflikten und Naturkatastrophen. Die weiträumige Umgebung ist lebensfeindlich, und nur die Atmosphäre schützt vor Strahlungen und extremen Temperaturen. Ein Ziel des Kreisens ist nicht vorgegeben und bestimmt nicht das Verhalten des Planeten und seiner Bewohner. Niemand kann den Kurs beeinflussen. Niemand kann aussteigen. Die treibende Kraft ist die Sonnenenergie. Das Weltenschiff fliegt dahin, während die Menschheit sich um das private und kollektive Überleben kümmert und die Menschen ihren Lieblingstätigkeiten nachgehen. Jedes Lebewesen weiß unbewusst um das Ende seiner Existenz.
Wenn man darauf wartet, dass der Blitz einschlägt, sollte man nicht unter einem Blitzableiter stehen.“ Die Stimme des Mannes ist kaum mehr als ein Murmeln, aber die Frau hat ihn verstanden und lacht. Er küsst sie im Nacken und sie erwidert seinen Druck mit ihrem Körper. Aus Richtung der Treppe ist das sachte Tappen von Hundepfoten zu hören und der Kopf eines Huskies schiebt sich durch die Tür. Der Hund lässt den Blick durch das Zimmer wandern, wittert, tritt über die Schwelle und hockt sich auf der Seite der Frau vor das Bett. Dort bleibt er sitzen und starrt sie aus blassen Augen an. Als sie leise stöhnt, legt er den Kopf schief, hebt die Pfote, kratzt zweimal an der Matratze, und dann, als sie weiterhin die Augen geschlossen hält, legt er den Kopf in den Nacken, formt ein „O“ mit seinen Lefzen und jault aus voller Kehle „Jahoooooo“. Die Frau schreckt auf, ruft etwas, befreit sich aus den Armen des Mannes und zieht die Decke mit einem Ruck über den Kopf. Der Mann unterdrückt ein Lachen und hebt den Zeigefinger. „Laiki, nein!“ Der Hund schnauft, leckt sich die Schnauze und legt sich hin. „Du kannst wieder rauskommen“, sagt der Mann und die Frau blickt unter der Decke hervor. „Es ist kein Wolf. Nur der Hund vom Nachbarn. Er holt mich zum Spazierengehen ab.“
Die Frau zieht sich die Decke um den Oberkörper, beugt sich zu dem Hund hinunter und hält ihm die Hand hin. „Sorry, dass ich hysterisch war. OK.?“ Der Hund schnuppert, fährt ihr mit der Zunge über den Handrücken, legt sich auf die Seite und schließt die Augen. Die Frau dreht sich dem Mann zu und streicht ihm über das Haar. „Nimm’s mir nicht übel, aber mir ist vor Schreck die Lust vergangen. Gibt’s hier irgendwo Kaffee?“
Womit habe ich das verdient? Warum ist nichts mehr so wie zuvor? Werde ich alt und damit empfindlich? So wie Tante Roswitha immer zu sagen pflegte?‘ Mit diesen Gedanken trat er aus dem Farmhaus ins Freie, überquerte den Hof Richtung Autounterstand und setzte sich in seinen Bakkie. Wenigstens das Auto blieb dasselbe. Es roch wie immer und es sprang an wie immer. ‚Ja, wenn man das Seine pflegt, dann ist Verlass darauf’, dachte er und schluckte die erste Blutdruckpille des Tages.
Den Weg von der Farm bis nach Windhoek kannte er gut. Auch die kurvenreiche Strecke bis zur neuen Bleibe seiner Tochter Iris in ‚Kleine Kuppe‘ war ihm inzwischen geläufiger, aber die Beklemmung, die ihn beim Erreichen des Vororts überfiel, nicht. Wieder und wieder kreisten seine Gedanken um sie. Bisher hatte sie alles erreicht, was sie sich vorgenommen hatte. Sein Stolz kannte keine Grenzen, als sie mit summa cum laude abgeschlossen hatte. Er lächelte vor sich hin. Den Beruf, die relativ früh geschlossene Ehe und das kurz darauf geborene Söhnchen – sein erstes Enkelkind –, alles hatte sie unter einen Hut gebracht. Seine Tochter eben!