Interview mit Prof. Marianne Zappen-Thomson von Dieter Esslinger.
Felsgraffiti (FG): Liebe Frau Zappen-Thomson, zuerst wüssten wir gern etwas über Ihre Jugend, Ihre Schulzeit und Ihr Studium.
Prof. M. Zappen-Thomson (MZT): Aufgewachsen in Otavi, Besuch der Deutschen Abteilung der dortigen Grundschule bis zur 7. Klasse, danach Schulabschluss mit dem JMB am Convent of the Holy Cross und Abitur an der DHPS, anschließend Studium in Stellenbosch. Ich wollte Zahnärztin werden, hörte aber auch Vorlesungen in der Deutschabteilung; von dem Angebot dort war ich so fasziniert, dass ich im folgenden Jahr auf ein B.A. umsattelte. Die dortigen Dozenten Professor Rainer Kussler, Dr. Arnold Blumer, Dr. Walter Koeppe und Renate Ahrens haben mich sehr geprägt. In Stellenbosch mussten wir als Schulabsolventen mit Deutsch als Muttersprache (DaM) auch alle Kurse für Studenten im Fach Deutsch als Fremdsprache belegen. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, denn diese Regelung hat mir gezeigt, dass im südlichen Afrika Deutsch als Fremdsprache (DaF) eine ganz wichtige Rolle spielt. Prof. Kussler hat immer gesagt: „Eigentlich ist für die hiesigen Muttersprachler das Studium in Deutsch das einer Fremdsprache, weil wir über die Literatur und die Gegebenheiten in Deutschland gar nicht Bescheid wissen.“ Bei der Behandlung deutscher Literatur haben wir zwar einen sprachlichen Vorteil gegenüber den Fremdsprachlern, aber was dort beschrieben wird, ist uns genau so fremd wie ihnen. Ich hatte also die Hauptfächer Deutsch und Philosophie. Philosophie hörte ich damals bei Prof. Willie Esterhuizen, der schon damals sehr kritisch gegenüber der politischen Situation in Südafrika eingestellt war. Als wir im dritten Jahr waren, hat er uns über den Broederbond aufgeklärt und wurde natürlich heftig angegriffen, weil er das, was im Broederbond passierte, so bloßgestellt hat. Ebenso kritisch war Dr. Degenaar, der Dozent für politische Philosophie. Diese kritische Einstellung der Dozenten hat mich sehr beeinflusst.
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