Ein Vorbild ist von uns gegangen.
von Heiko Denker
Wir hatten uns zum Frühstück verabredet, ich war etwas früh, Gabi noch beim Yoga, Tony in der Küche beschäftigt. Der Tisch auf der Veranda war gedeckt, die Kaffeemaschine wartete auf meinen Wunsch; ein ganz normaler Samstagmorgen in Swakopmund – aber nie werde ich die nächste, vielleicht ganz normale, doch für mich besondere Begebenheit vergessen.
Wir setzten uns an den Tisch, Tony legte eine Schnitte Brot auf einen Teller und sagte: „Mache schnell das Frühstück für die Haushaltshilfe fertig.“
Nach der Butter griff Tony zur Gabel, nahm eine große Scheibe Räucherlachs und legte sie auf das Brot. Es war, als ob Tony mit diesem Räucherlachs die Lebenslehre: „König oder kleine Angestellte, Mandela oder Bettler, Mensch ist Mensch und sollte als solcher behandelt werden“ in mein Bewusstsein schob.
Wenn ich heutzutage mit Menschen in Berührung komme, wenn ich Fremden begegne, sei es ein Bettler, der vor mir die Hände aufhält, oder eine Berühmtheit, mit der ich mich unterhalte, fast immer ist es, als ob Tonys Geist hinter mir steht und flüstert: „Sehe einen Menschen, frei von deinen Vorstellungen und frei von deiner projektierten Rangordnung für diese Person“. Damit kommt eine bewusste Entscheidung, wie ich einen Menschen behandle. Das Resultat ist mal so, mal so, aber ich hinterfrage mich, und das ist es, was ein wirkliches Vorbild in uns bewirkt.
Es sind nicht die vielen Facebook und Twitter Botschaften, die zeigen, dass jemand einen prägenden Einfluss hinterlassen hat, sondern die Veränderungen in den Handlungsweisen der Menschen in seinem Umfeld. Tony war ein Mann, der wirkliches Umdenken bewirkt hat, zumindest bei mir und letztendlich kann ich nur das beurteilen.
Tony Figueira, geboren am 30. Dezember 1959 in Huambo, Angola, gestorben am 12. April 2017 in Swakopmund, Namibia. Dazwischen 57 Jahre und ein paar Monate Leben, gefüllt mit Leidenschaft für Fotografie, für Menschen, für Gerechtigkeit, für Autos, für … Sohn, Bruder, Ehemann, Vater, Geschäftsmann, Fotograf … und vor allem Freund und Lehrer!
Ein Leben, das es wert war zu leben. Ein Leben, das in Erinnerung bleiben wird.
Auf Wiedersehen mein Freund, until we meet again …