Mein Karl May – Eine kleine Verteidigung

Ingrid Kubisch

Sei uns gegrüβt! Wir, deine Erdentaten,
erwarten dich hier am Himmelstor,
du bist die Ernte deiner eigenen Saaten
und steigst mit uns nun zu dir selbst empor.

Karl May (1842-1912)

Eigentlich wollte ich für Sie, liebe Leser, den liebsten Schriftsteller meiner Jugend in strahlendes Licht stellen. Doch was musste ich bei meinen Recherchen alles über ihn erfahren! – Niedergedrückt legte ich ihn in nebelgraues Nichts. Und nebelgrau bis schwarz ist seine Kindheit. (Der Menschheitsjammer kam zu mir und weinte mir aus tiefen Augenhöhlen zu.) Geburtsort Ernstthal im Erzgebirge. Webermilieu. Zur Anreicherung des mageren Geldbeutels kommen Trickspielereien, Betrügereien und Schmuggel hinzu und immer das einzige Armeleutevergnügen: Schnaps, Sex und Primitivgeschwätz. Absichtlich minderwertig gehaltene Schulausbildung; wer sonst sollte den „Frondienst” leisten? Nicht die Gebildeten! Mit drei Monaten erblindet „Karle“ und das bleibt so bis er fünf ist. Er entwickelt einen „Innenblick“, sieht immer „Seelen“. Dieser Innenblick wird angereichert durch die Märchen- und Bibelerzählungen der Groβmutter und die Reiseerlebnisse eines weit gereisten Paten. Die charakteristische Mischung von Karl Mays märchenhafter Phantasie, angeblicher Wirklichkeit, von Erdichtetem und tieferer Wahrheit, von Abenteuerromantik und religiöser Missionierung wurde nicht zuletzt von diesen beiden Menschen beeinflusst. Auch kann ich mir gut vorstellen, dass er die Grundrisse seiner märchenhaften Helden – diese „Size XXL-Edelmenschen“ – schon im Kopf hatte, als er und seine Schwestern Tag für Tag die Mittelfinger für die zu fertigenden Leichenhandschuhe nähen mussten.

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Hermann Hesse – Hat er uns noch was zu sagen?

Heiko Denker

Hermann Hesse wurde 85 Jahre alt. Sein Lebenswerk ist gewaltig, seine Bücher sind in mehr als 60 Sprachen übersetzt und rund um den Globus in etwa 150 Millionen Exemplaren verbreitet. Wenn man „Hermann Hesse“ bei Google eintippt, findet man über 10 Millionen Resultate in 0,19 Sekunden. Was kann man diesem Volumen noch hinzufügen? Was gibt es zu sagen, was nicht schon gesagt worden ist?

Irgendwann habe ich mal gelesen, dass ein Mensch durchschnittlich in seinem Leben drei große und unzählige kleine Krisen durchläuft. Während ich die bisher größte Krise in meinem Leben bearbeitete, bekam ich von einem meiner Brüder mein erstes Hesse-Buch geschenkt. „Der Steppenwolf“. Das Buch brachte mir meine inneren Kämpfe, in literarischer Form, geläutert, von außen zurück. Hier war ein Autor, der mich zu verstehen schien, den ich deswegen verstehen konnte! Schon bald war Hesse mein Lieblingsautor und seine Romane begannen meine Regale zu füllen.

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Steinland

Betrachtungen von Almut Heddenhausen

Namibia 2011. Kriminalhauptinspektorin Clemencia Garises wird mit ihrem Team auf die Farm Steinland von Familie Rodenstein gerufen. Dort liegt in der Nähe des Hauses die Leiche des Farmbesitzers. Übereinstimmend berichten die Nachbarfarmer und Frau Rodenstein, ihr Mann sei erschossen worden. Drei Tatverdächtige konnten flüchten.

Zunächst glaubt Clemencia an einen versuchten Diebstahl mit tragischem Ende. Schnell stößt sie auf die Spur der Täter. Es gelingt ihr, einen der Verdächtigen festzunehmen. Sein Bericht über die nächtlichen Ereignisse unterscheidet sich jedoch erheblich von den Aussagen der Farmer. Clemencia beginnt zu zweifeln. Sind die Verdächtigen wirklich Mörder?

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Felsgraffiti im Gespräch mit Stefanie Lahya Aukongo, Autorin des Buches „Kalungas Kind“

Vor mir liegt die zweite Auflage Ihres Buches aus dem Jahre 2009. Die erste Auflage hat sich gleich gut verkauft. Also will der Leser in Deutschland nicht nur die stereotype Afrikaromantik lesen.
Wie sehen Sie das, die Sie aus Erfahrung sprechen können?

Ich bin selbst sehr überrascht, wie gut sich das Buch verkauft hat. Eine junge, unbekannte Autorin bringt ihre Geschichte zu Papier, noch dazu eine Geschichte, die nicht so recht in das ZDF Sonntagsprogramm passt. Es zeigt mir aber auch, dass diese stereotypischen Erzählungen überholt sind und das Publikum nach echten Lebensgeschichten verlangt, fern von Sonnenuntergängen, westlichen Gebermentalitäten, Exotik und Verelendung.

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