Wenn der zweite weiße südafrikanische Schriftsteller (nach Nadine Gordimer im Jahr 1991) innerhalb nicht allzu langer Zeit den Nobelpreis für sein gesamtes Werk erhält, so ist das auch für das namibische Literaturgeschehen bedeutsam. Coetzee bekam die mit gut 1,1 Mio. Euro dotierte, begehrteste Auszeichnung der literarischen Welt im Jahre 2003 verliehen. Coetzee stelle „in zahlreichen Verkleidungen die überrümpelnde Teilnahme des Außenseitertums dar“, so die Königliche Schwedische Akademie anlässlich der Verleihung.
Kategorie: Heft 1
Kind Nr. 95
Meine deutsch-afrikanische Odyssee
Lucia Engombe
Aufgezeichnet von Peter Hilliges
Dezember 1979: Überraschend wird die 7-jährige Lucia Engombe aus dem Urwald Angolas in ein Kinderheim in der DDR gebracht. Gemeinsam mit 79 anderen namibischen Kindern soll sie im sozialistischen Deutschland zur ‚neuen Elite‘ des unabhängigen Namibia herangezogen werden, bis sie im August 1990 als 18-jährige in eine ihr völlig fremde Heimat zurückgeflogen wird.
Lucia Engombe wurde am 13. Oktober 1972 im Ovamboland im Norden Namibias geboren. Nach der Schullaufbahn in der DDR kehrte sie zurück und nach großen Schwierigkeiten in der Heimat schaffte sie 1994 den Schulabschluss. Heute lebt sie in Windhoek und arbeitet als Journalistin.
Treibholz
Geschichte einer Freundschaft und einer Liebe
Helmut Sydow
Roman
„Die Geschichte zweier Männer, die Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts von Deutschland nach Südwestafrika, dem heutigen Namibia, auswandern. Der eine, Egon Feierabend, 1917 bei Ypern schwer verwundet, ist als Folge seiner Erfahrungen völlig desillusioniert und orientiert sich nur noch an den Normen des Grabenkrieges.
Der andere, Otto Müller, Sohn eines Schutztrupplers und einer Mbanderu-Frau, in Deutschland bei seinem Vater aufgewachsen, ist etwas jünger, ohne Kriegserfahrungen und daher ausgewogener in seinen Ansichten. Er beschließt nach dem Zusammenbruch in das Land seiner Geburt zurück zu kehren. Diese beiden jungen Männer treffen sich während der Überfahrt, freunden sich an und beschließen, möglichst schnell reich zu werden. Um ihr Ziel zu erreichen, schmuggeln sie ungeschliffene Diamanten – ein kriminelles Vergehen.
Die Handlung spielt sich kurz vor Beginn der Depression ab. Vordergründig geht es dabei um die Abenteuer, die die Beiden im Rahmen ihrer illegalen Aktivitäten zu bestehen haben. Hintergründig kommt jedoch der sich zu der Zeit anbahnende Rassenkonflikt zum Tragen. Diese Thematik wird durch die Auseinandersetzung der beiden Protagonisten mit den ansässigen Schwarzen, Deutschen und Buren wie auch die englische Mandatsregierung immer wieder auf die Spitze getrieben – und endet in einem Konflikt, der allen Beteiligten auch die letzte Illusion über das Wesen Mensch nehmen wird.“ „Treibholz“ weiterlesen
Herr Johan Loubser, Direktor Nationalbibliothek, Namibia
Felsgraffiti (F): Stefan Hermes hat in seiner Facharbeit angeführt, dass Sie gesagt haben sollen, namibische Literatur interessiert mich nicht, ich lese keine langweiligen Sachen. Stimmt das und was können die Schriftsteller Ihrer Ansicht nach tun, um diesem Stigma zu entkommen? Was schreiben sie denn Langweiliges?
Loubser (L): Was schreiben sie was interessant ist?
(F): Wie ist Ihre Meinung zu dieser Aussage?
(L): Es war eigentlich mehr eine persönliche Meinung, die ich geäußert hatte über etwas worüber wir erzählt haben. Aber es stimmt schon: Ich lese nicht viel namibische Literatur.
„Herr Johan Loubser, Direktor Nationalbibliothek, Namibia“ weiterlesen