Weihnachtsgedanken

Wie bringe ich den Weihnachtsmann dazu, mir immer alle meine Wünsche zu erfüllen?

Lieber Weihnachtsmann,

gut, dass ich dich treffe, ich muss mit dir sprechen.

Es geht um deine Existenz, besser noch um deine Nicht-Existenz. Es geht um den Gegensatz von „Glauben“ und „Wissen“. Ich weiß, dass es dich nicht gibt und du weißt, dass es dich nicht gibt. Erstmal nur wir zwei wissen ganz sicher, dass es dich nicht gibt.

Wenn sich das rumspricht, wird Weihnachten eine große Pleite und die Welt wird überschwemmt mit unerfüllten Wünschen. Ich weiß, dass du das nicht möchtest. Ich weiß, wie sehr du dich immer bemühst. Das muss erst mal einer nachmachen, der gar nicht existiert.

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Deutsch in Namibia – Was bringt denn das?

Gute Frage – wird der (die) geneigte (deutschsprachige) Leser(in) jetzt denken. Lassen Sie uns eine kleine Bestandsaufnahme machen: Was gibt es denn so alles an richtig Deutschem im schönen Namibien? Also jetzt mal sprachlich gesehen: Eisbein mit Sauerkraut und Ähnliches soll an dieser Stelle außer Acht gelassen werden: Wir verfügen über eineinhalb deutsche Zeitungen, einen ganzen und mehrere Viertelchen deutschen Rundfunks, über große, vorwiegend deutsche Schulen und einige Deutschzweigzwergschulen, allerhand deutsche Vereine und eine deutsche evangelische Kirche. All diese Institutionen erfreuen sich, so sieht es zumindest aus, guten Zuspruches. Natürlich deckt ein Blick hinter die Kulissen allerhand Probleme auf, als da wären: Geldmangel, Deutschlehrermangel (eine ganz große Sorge) und andere Mangelerscheinungen. Trotz- und alledem ist damit doch wohl der Beweis erbracht, dass sich hierzulande allerorten bemüht wird, die deutsche Sprache und Kultur zu pflegen und zu bewahren. Allerdings muss denn doch einschränkend hinzugefügt werden, dass wir es hier altersmäßig mit einer umgekehrten Pyramide zu tun haben: Denn je jünger die Konsumenten mit deutschem Hintergrund sind, desto geringer wird das Interesse an Goethe, Schiller und was der Größen mehr sind. Und das hat viele Gründe:

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Worte

Warum redet ihr so viel, liebe Leute, wenn ihr doch nichts zu sagen habt? Kaum jemand lauscht seinen Worten hinterher. Kaum jemand hat sie sich vorher überlegt.

Es ist Umweltverschmutzung, einfach so in die Gegend zu plappern. Ihr habt richtig gehört. Es ist Umweltverschmutzung. Auch der Äther ist davon betroffen. Durch die Mobiltelefone ist der Äther angefüllt und überfüllt mit Blah-Blah-Blah Worten. Es wird so weit kommen, dass die Schutzengel ihren Dienst einstellen müssen, weil da oben vor lauter dahin schwebenden leeren Worthülsen für sie und ihr Tun kein Platz mehr ist.

Da gibt es Menschen, die hüllen sich in Worte ein, wie eine schöne Frau in ein betörendes Parfüm.

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„Back-Drive“

Mal ehrlich – hätten Sie auf Anhieb gewusst, was mit „Back-Drive“ gemeint ist? Nein, es geht nicht um das Zurückfahren, sondern es ist eine Mischung aus deutschen und englischen Wörtern. Das gute deutsche Wort „Bäckerei-Autoschalter“ – obwohl man einen Autoschalter nicht unbedingt mit einer Bäckerei in Verbindung bringt – ist anscheinend für die heutige schnelllebige Zeit zu lang.
Auch bei „Wegfahrsperre“ kann man verstehen, wenn hierzulande der Autofahrer vom „Immobilizer“ spricht. Bereits beim Computer hört es jedoch auf, weil hier das eigentliche deutsche Wort „Rechner“ um eine ganze Silbe kürzer ist, jedoch zugegebenermaßen auch „uncool“. Die Germanisten raufen sich die Haare und die Deutschlehrer versuchen ihr Bestes, um der Entwicklung – oder heißt es dem „Trend“? – entgegenzuwirken.

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Warum nur gibt es sie noch, diese Felsgraffiti?

Es gibt drei Regeln, wie ein Roman zu schreiben ist. Unglücklicherweise weiß niemand, welche dies sind.
(W. Somerset Maugham)

Liebe Leser, nun halten Sie tatsächlich das dritte Exemplar der Felsgraffiti in der Hand. Wer hätte das gedacht! Vor allem, da doch Schwarzseher uns gleich zu Beginn jegliche Überlebenschancen abgesprochen haben. Und entgegen allen Voraussagen geht uns auch der Stoff noch nicht aus. Anscheinend ist es tatsächlich so, dass viele Namibier heimlich schreiben und nun froh darüber sind, ihre Texte abdrucken lassen zu können. Gut, wir müssen auswählen und Texte zusammenstellen, die auch zusammen passen – mehr oder weniger.

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Lieber Opa!

Hab’ Dank für deine Mail. Auch wenn sie so typisch altmodisch deutsch anmutet. Aber zumindest verstehe ich jetzt einiges besser, wenn auch nicht unbedingt in deinem Sinne. Was ich jedoch absolut nicht kapiere, ist eure Humorlosigkeit in der Sache.

Du fragst erbost, was ich denn an eurer Stelle getan hätte. Nun, erst einmal wäre ich vom hohen Ross der moralischen Überlegenheit runtergeklettert, hätte meinen Kritikern die Hand gereicht und gesagt: „So, liebe Freunde, jetzt lasst uns mal ehrlich miteinander reden – mit Betonung auf ehrlich.“ Ich hätte gesagt: „Weil mir wirklich an ‚Reconciliation’ gelegen ist, will ich endlich mal wissen, warum ihr so sauer auf den Reiter seid.“ Dann hätte ich den Mund gehalten und ganz genau zugehört. Und weil mir beim Zuhören jede Menge Lichter aufgegangen wären, hätte ich mir von einem fähigen Bildhauer (keinem Nordkoreaner) einen neuen Schutztruppenreiter und eine Herero-Frau in voller Montur besorgt. Diesen neuen Reiter hätte ich anstelle des alten auf das Pferd gesetzt. Er hätte seinen Hut gezogen, sich leicht vornüber gebeugt, das Gewehr über den Sattel gelegt und als galanter Kavalier der Herero-Frau einen Strauß Blumen überreicht. Und sie? Sie hätte mit einem strahlenden Lächeln zu ihm aufgeblickt, einen Knicks gemacht und ihm gedankt. Was meinst du, wie so etwas eingeschlagen hätte? Die Bevölkerung hätte euch gefeiert wie Madonna auf Welttournee. Aber die Chance habt ihr vertan, weil ihr in eurer Bierernstigkeit so fantasielos agiert.

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Igel und Hase in Namibia

Oder Deutsche Sippen im Südwesten Afrikas

Namibia ist das Land der Sippen. Zwar ist das Wort „Sippe“ politisch nicht korrekt. Aber das Verschweigen eines Phänomens oder das Umschreiben desselben lässt dieses nicht einfach verschwinden. Volksgruppe, Sprachgruppe oder „tribe“ oder „clan“ sind Ordnungskriterien, die in einem multikulturellen Land wie Namibia zur eigenen Standortbestimmung und zur Orientierung beitragen. Auch wenn sie es nicht dürfen. Sie gehören zum Kleingedruckten, also Unleserlichen der Identitätsbeschreibung, selbst wenn diese auf einige Entfernung durch die Sprache und meist auch die Hautpigmentierung erkennbar ist.

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Von Dienern und vom Dienen

Heiko Denker

Sie kennen doch sicherlich dieses Gefühl von Hilflosigkeit, Unverständnis und Wut – aber auch so etwas wie einem Lachreiz. Ich bekomme es, wenn ich eine wichtige Auskunft brauche, und bei der Nummer, die ich gewählt habe, eine Stimme vom Band antwortet: „Willkommen bei ABC. Wegen der Art unseres Business und zu Ihrem eigenen Vorteil werden alle Anrufe aufgezeichnet!“ Dann eine kurze Musikeinlage und weiter: „Derzeit sind alle Leitungen besetzt, bitte bleiben Sie am Apparat. Sobald ein Service-Mitarbeiter zur Verfügung steht, werden Sie verbunden.“

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